Roaming – das ändert sich 2015
Roaming gilt vielen Mobilfunknutzern als Kostenfalle. Wer ins Ausland reist, zahlt dort viel mehr für Telefongespräche und andere Mobilfunkdienste als im Inland. Die Europäische Union möchte die hohen Roaming-Gebühren nun innerhalb von EU-Ländern abschaffen. Doch tritt diese Änderung tatsächlich schon 2015 in Kraft? Derweil gibt es auch aus dem Bereich des nationalen Roamings Neuigkeiten.
Die Pläne der EU: Roaming-Gebühren abschaffen – aber wann?
Wer ins Ausland fährt und von dort aus Freunde oder Verwandte zuhause mit dem Handy oder Smartphone anruft, zahlt mehr als für Inlandsgespräche. Die Gespräche müssen zunächst vom Mobilfunknetz des Urlaubslands an das Mobilfunknetz des Heimatlands übertragen werden. Roaming nennt man dies – und dafür werden oft teure Gebühren fällt. Auch eingehende Anrufe sind für den Empfänger nicht kostenlos. Innerhalb der EU wurden die Gebühren in den vergangenen Jahren immerhin stark gesenkt. Bereits im Jahr 2013 schlug die EU-Kommission die Reform des europäischen Telekommunikationssektors vor, das Ziel: Die komplette Abschaffung der Roaming-Gebühren.
2014 stimmte die Mehrheit im Europaparlament dafür, die Abschaffung bis zum 15. Dezember 2015 durchsetzen. Doch aktuell sieht es so aus, als müssten sich Urlauber und Geschäftsreisende noch ein wenig länger mit den Gebühren abfinden. Lettland, das derzeit den EU-Ratsvorsitz innehat, hat einen anderen Vorschlag unterbreitet: Telekommunikationsunternehmen sollen ihren Kunden einen Roaming-Nachlass gewähren. Bis ein bestimmtes, noch zu definierendes Limit erreicht ist, sollen Mobilfunknutzer im Ausland zu Inlandstarifen telefonieren, SMS versenden und surfen. Ist das Limit überschritten, sollen die Provider lediglich die maximalen Großkundenpreise aufschlagen können: 5 Cent pro Minute für Gespräche oder pro Megabyte Datenvolumen. Bevor der Vorschlag umgesetzt werden kann, muss zuerst der Großkundenmarkt in der EU analysiert werden. Dies sowie die Diskussion über mögliche neue Gesetzesentwürfe könnte noch bis 2018 dauern.
Die derzeitigen Gebühren für Auslands-Roaming
Zuletzt senkte die EU die Obergrenzen für Roaming-Gebühren zum 1. Juli 2014. Anrufe aus dem EU-Ausland dürfen derzeit maximal 23 Cent pro Minute kosten, eingehende Anrufe maximal 6 Cent inklusive Mehrwertsteuer. Nach den ersten 30 Sekunden müssen die Mobilfunkunternehmen sekundengenau abrechnen. Wer aus dem EU-Ausland SMS versendet, zahlt pro Textnachricht 7 Cent, eingehende SMS kosten den Empfänger nichts. Damit sind Roaming-SMS sogar vielfach preiswerter als SMS, die innerhalb des deutschen Mobilfunknetzes versendet werden. Die Gebühren für die Nutzung des mobilen Internets liegen bei 24 Cent pro Megabyte. Werden mehr als 59,50 Euro inklusive Mehrwertsteuer versurft, tritt zudem eine Kostensperre in Kraft, der Datenzugriff wird gesperrt. Wer weitersurfen möchte, kann das Limit erhöhen lassen – zumindest, wenn der eigene Mobilfunkanbieter seinen Sitz innerhalb der EU hat.
Alternativen zu den neuen Roaming-Konditionen
Wer häufig im Ausland unterwegs ist, der möchte und kann vielleicht nicht unbedingt auf die neuen Roaming-Konditionen der Europäischen Union warten. Allerdings gibt es bereits bei einigen Anbietern spezielle Tarifoptionen oder gar abgestimmte Handytarife, die sich insbesondere für die Nutzung im EU-Ausland eignen. Wir berichteten bereits über die All-inclusive Tarifoption der Deutschen Telekom, die es ermöglicht, die Allnet Flat mit in das Ausland zu nehmen und alle Leistungen auch dort kostenfrei zu nutzen – eine monatliche Gebühr fällt dafür allerdings zusätzlich an.
Außerdem bietet der Drillisch Konzern mit Marken wie simply, DeutschlandSIM und hellomobil besondere EU-Tarife an, die eine bestimmte Anzahl auch Inklusiv-Einheiten (Minuten und SMS) sowie ein festgelegtes Datenvolumen im EU-Ausland bereits enhalten – dabei ist es dann gleich, ob Sie von Deutschland nach Frankreich, von Frankreich nach Deutschland oder von Frankreich nach Schweden telefonieren. Ähnliche Tarife oder Tarifoptionen bieten auch o2, BASE, Vodafone und TELE2. Meist verstecken sich diese Optionen hinter Namen wie Reise-Flat und enthalten auch unterschiedliche Leistungen, daher sollten Sie genau vergleichen und studieren, welche Auslandsleistungen in den von Ihnen gewünschten Mobilfunkvertrag denn enthalten sind.
Eine exorbitant hohe Handyrechnung müssen Sie allerdings nicht mehr befürchten, denn die Kostengrenze von 59,50 Euro greift in der gesamten EU und Sie können erst nach Erhöhung des Limits und Aufhebung der Datensperre Mehrkosten durch Datenvolumen verursachen.
Neuerungen beim nationalen Roaming: o2-Kunden telefonieren im E-Plus Netz
Während man sich bei der EU noch nicht einig scheint, wohin sich die Roaming-Gebühren entwickeln sollen, tut sich etwas Neues beim Inlands-Roaming. Denn auch innerhalb Deutschlands können Mobilfunkkunden theoretisch das Netz eines anderen Providers nutzen. Nach der Übernahme von E-Plus hat o2 Mitte Januar einen Test dazu gestartet. Ausgewählte o2-Kunden aus Altenkirchen, Gummersbach und Siegen können zum Telefonieren und Surfen nun auch das E-Plus-Netz nutzen. In diesen drei Orten ist das o2-Netz schlechter als die Verbindungsqualität über E-Plus. Das nationale Roaming soll für o2-Kunden somit spürbare Vorteile bringen. Auch innerhalb der Testgebiete können allerdings nur o2-Kunden ins E-Plus-Netz wechseln, eine Roaming-Möglichkeit für E-Plus-Kunden besteht derzeit noch nicht; das LTE-Netz ist außerdem vom Test ausgeschlossen. Der Test soll bis zu drei Monate lang dauern, danach könnte das nationale Roaming deutschlandweit möglich werden. Ganz neu ist Inlands-Roaming für o2 nicht: Noch bis 2009 bot o2-Vorläufer Viag Interkom und anschließend o2 seinen Kunden an, in schlecht versorgten Gebieten das Netz der Telekom zu nutzen.
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